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Administration de la nature et des forêts
81 Avenue de la Gare
9233 Diekirch
Luxemburg
Tel.: +352 4022011
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Verwaltungsgebäude für die Forstwirtschaft

Gesamtansicht von SüdenEs liegt auf der Hand, dass beim Neubau des Verwaltungsgebäudes für ein "Ministerium für Forstwirtschaft und Natur" der Werkstoff Holz eine herausragende Rolle spielt.

Doch obwohl man dies bei Bauprojekten der öffentlichen Hand als selbstverständlich ansehen könnte — das ist es leider nach wie vor keineswegs. Umso erfreulicher ist, dass im luxemburgischen Diekirch beim Neubau der "Administration de la Nature et des Forest" ein nachhaltiges, ökologisches Planungskonzept konsequent umgesetzt wurde.

Innenansicht mit BürosSo konnte im Juli 2015 ein Gebäude eröffnet werden, das sowohl in ästhetischer als auch in funktionaler Hinsicht anspruchsvollen Anforderungen genügt: Denn hier ist ein innovatives dreistöckiges Bauwerk entstanden, das zwar nicht vollständig, jedoch zu ganz großen Teilen aus Holz besteht.

Der neue Sitz der Forstverwaltung hat einen fast trapezförmigen Grundriss und setzt sich aus drei Teilen zusammen: Zwei entlang den flankierenden Straßen ausgerichtete, regelmäßige Holzbauten — der nördlich gelegene verläuft entlang der Hauptstraße, der südliche parallel zur Uferpromenade der Sauer — definieren durch ihren schrägen Anstellwinkel einen inneren Kern als dritten Gebäudeteil.

Alle drei Trakte liegen vollflächig auf einem gemeinsamen Untergeschoss, in dem die Neben- und Lagerräume sowie die Haustechnik untergebracht sind. Hier musste vor allem der möglichen Hochwassergefahr durch die Sauer Rechnung getragen werden, so dass für die Gründung auf Stahlbeton zurückgegriffen wurden.

Schließlich galt es, einerseits dem Erddruck durch die viel befahrene Hauptstraße auf nördlicher Seite standzuhalten, andererseits auch eventuell von außen drückendem Hochwasser von Seiten der Sauer auf der Gebäuderückseite.

Hier auf der Südseite zeigt sich das Kellergeschoss offen als Sockel aus Sichtbeton, da die Sauerpromenade rund drei Meter tiefer liegt, als die Hauptstraße. So deutet sich bereits an, dass nicht alle drei Teile des Gebäudekomplexes Holzbauten sind. Vielmehr wurde zunächst der keilförmige, zentrale Teil des Neubaus als aussteifendes Element in massiver Stahlbetonbauweise errichtet.

Montage der HolzkonstruktionErst im zweiten Schritt wurden an diesen Kernbau dann die beiden Büroriegel in Form von Pfosten-Riegel-Holzkonstruktionen mit rechtwinklig angeordneten Hauptachsen und vielen Fensterflächen angesetzt. Auf dem Holzskelett liegen Holzdecken aus flächigen Hohlkastenelementen, allerdings nicht, wie sonst üblich, auf die Holzbalkenkonstruktion aufgelegt, sondern an den Randträgern des Holzgerüsts hochgehängt.

So musste kein Sturz über den Fenstern angebracht werden, was es erlaubt, das Tageslicht besser auszunutzen. Das macht sich in den Büros angenehm bemerkbar. Sie sind vor allem in den beiden oberen Etagen untergebracht und haben unterschiedliche Zuschnitte. So gibt es neben eher geschlossenen Büroräumen mit 1-4 Arbeitsplätzen im südlichen Gebäudeteil auch open space genannte Großraumarbeitsplätze.

Der Haupteingang des Administration de la nature et des forêts liegt an der Hauptstraße. Von hier aus gelangt man in die öffentlichen und halböffentlichen Bereiche wie Empfangshalle, Bibliothek, Cafeteria, Vortrags- und Tagungsräume im Erdgeschoss. Die sanitären Anlagen, eine Kitchenette und weitere technische Räume sind dagegen im massiven Betonkern untergebracht.

FassadendetailDas Thema "Holz" spielt in allen Bereichen eine zentrale Rolle: So blieb im Inneren bei großen Teilen der Wände und Decken die Massivholzkonstruktion sichtbar und vermittelt eine angenehme Atmosphäre.

Das stärkste — und für die Öffentlichkeit schon von weitem sichtbare — Zeichen setzt jedoch die Fassade aus heimischer Douglasie.

Der nachwachsende Rohstoff wurde hier vertikal angebracht, damit sind die Lamellen pflegeleicht und schützen die Holzkonstruktion optimal gegen schädliche Umwelteinflüsse.

Trotz des Betonkerns ist der ökologische Fußabdruck des Baus überzeugend: Von der Planungsphase bis zur Fertigstellung wurden alle Baustoffe hinsichtlich ihrer Herkunft und Zusammensetzung und im Hinblick auf ihre Grauenergieanteile evaluiert.

Konsequent wurde dabei auf gesundheitlich unbedenkliche und nachhaltige Materialien gesetzt, was dem Gebäude eine DGNB-Zertifizierung höchster Stufe einbrachte.

Der eigentliche Clou des Verwaltungsbaus ist allerdings weniger sichtbar, er liegt im energetischen Gesamtkonzept. Denn mit seiner innovativen und nachhaltigen Haustechnik erreicht der Gebäudekomplex sogar Plusenergie-Standard:

So basiert die Klimatisierung auf einer Wärmepumpenanlage, die die Energie aus dem Fluss sowohl für die Heizung als auch für eine Kühlung nutzt. Dabei kommt auch eine gezielte Durchlüftung und Nachtauskühlung durch Lüftungsflügel in den Fenstern und Fassaden sowie ein zonengesteuertes Lüftungskonzept zum Einsatz. Und auch die Bauteile aus Stahlbeton sowie die Sichtbetonflächen spielen einen Rolle in dem Konzept, denn sie dienen als wichtige Speichermasse vor allem für die Gebäudekühlung.

Innenasicht FoyerDie hervorragende Dämmung der Außenhülle ohne Kältebrücken und die solaren Gewinne durch die großen Fenster tragen ebenfalls zur hervorragenden Energiebilanz bei. Zusätzlich "erntet" auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des südlichen Gebäudes Energie von der Sonne und passt dabei harmonisch in das vom Flussufer sichtbare Gesamtbild des Baus.

Und schließlich gehört auch ein extensives Gründach als "fünfte Fassade" zur klimafreundlichen Konzeption, denn es dient sowohl der Wärmeisolierung als auch der Rückhaltung anfallenden Regenwassers.

Tatsächlich war es gerade dieses ökologisch-energetische Gesamtkonzept, das die Jury des Holzbaupreis Eifel 2016 überzeugten, dem Gebäude einen der begehrten Preise mit folgender Begründung zuzuerkennen:

Dieses Gebäude wurde in der Jury zum Teil kontrovers diskutiert, da die energetischen und konstruktiven Merkmale eindeutig die gestalterischen Merkmale überboten. Das DGNB-zertifizierte Gebäude ist als Verwaltungsgebäude mit einem massiven zentralen Versorgungskern und beidseitig gebauten kompletten Holzkonstruktionen konzipiert. Für die Tragkonstruktion der Holzbauteile wurden verschiedene Systeme nach unterschiedlichen Kriterien bewertet und man hatte sich dann zum Beispiel bei den Holzdecken für flächige Holzhohlkastenelemente entschieden, die auf einem Holzskelett aufliegen. Die Holzskelettkonstruktion wird ausgesteift durch den massiven Stahlbetonkern. Die Fassadenkonstruktion besteht aus stark gedämmten Holzkastenelementen, welche zur horizontalen Lastabtragung mit dem Skelettbau verbunden sind. Die vertikalen Lasten werden direkt in die Außenwände eingeleitet.

Ansicht Nordseite

Seitliche Ansicht des Gebäudes

Ansicht des Sichtbetonsockels

Architektonische Skizze

Architektonische Pläne

Skizzen und Zeichnungen: morph4-architecture; Fotos: Lukas Huneke, morph4-architecture.