Modern, minimalistisch, Massivholz!
Fehlt da eine Wand? Nein, das ist ein Fenster – von Wand zu Wand und von der Decke bis zum Boden! So bietet sich ein überwältigender Blick in den Garten; der Hausherr nennt es seinen "Fernseher-Ersatz mit Jahreszeitenprogramm".
Dieses Haus ist beides: konsequent reduziert und zugleich überraschend maximiert:
Radikal reduziert ist die Form des Gebäudes – im Grunde besteht es lediglich aus einem langgestreckten rechteckigen Kasten mit den Maßen von 4,60 x 15,50 x 3,00 m (Breite x Länge x Höhe). Ebenfalls reduziert wurde beim Materialeinsatz: Statt etlicher Werkstoffe und komplexer Verbindungen besteht dieses Haus nur aus einem einzigen Werkstoff, nämlich Massivholz. Insgesamt 22 t Weißtanne wurde in Form von exakt vorgefertigten, 20-40 cm dicken Einzelelementen im Nut-und-Feder-Verfahren verbaut und mit Holzdübeln aus Buche miteinander verbunden.
Dabei ist die Auswahl der Hölzer nicht Zufall, sondern Kalkül: Weil sich das Holz von Buche und Weißtanne gegensätzlich verhält, halten die Holzdübel die Massivholzelemente bei jeder Temperatur bombenfest.
So kommt der Korpus des Hauses völlig ohne Schrauben oder Nägel aus. Das ist gut für das Klima im Haus, denn es gibt somit keine Wärmebrücken. Die Wärme wird dadurch so gut gespeichert, dass die Auskühldauer des Gebäudes bei über 240 h liegt.
Gleichzeitig ist das Bauen mit Holz gut für das globale Klima, denn in dem nachwachsenden Rohstoff wird CO2 gebunden – in 22 Tonnen bleiben rund 50 Tonnen des Treibhausgases dauerhaft gespeichert! Und da zertifiziertes Holz aus Deutschland verwendet wurde und somit für das dem Wald entnommene Holz neue Bäume gepflanzt werden, binden diese beim Wachstum weiteres CO2.
Hinzu kommt das durch den Verzicht auf energetisch aufwendig gefertigte Baustoffe eingesparte CO2. Und schließlich verbraucht die Herstellung der Elemente für die gradlinige Grundform besonders wenig Energie und die Montage vor Ort kann durch regionale Handwerker erfolgen. Übrigens: So konnte der Aufbau auch sehr schnell und zudem kostengünstig erfolgen!
Zum Schutz gegen das Wetter, das in der Eifel mitunter auch einmal sehr rauh sein kann, wurde der gesamte Holzbau rundum winddicht mit Weichfaserplatten umhüllt und mit einer Spitzschablonen aus hellen Faserzementplatten "schuppenartig" abgedeckt. Diese Art von Fassadenschutz wurde – meist in Form von Schieferzindeln an der Wetterseite – in der Eifel schon immer verwendet.
Hier kommt sie nun in neuem Material und modernem Look daher, schützt das Gebäude rundherum und gibt ihm ein reptilienhaft-elegantes Aussehen. Fans der Bücher von Michael Ende mögen sich beim Anblick des Hauses an den Glücksdrachen Fuchur erinnert fühlen.
So reduziert das neue Haus von der Straßenseite aus wirkt, so überraschend maximiert zeigt sich sein Wohnwert dem Besucher von innen. Angefangen mit dem als "Kubus im Kubus" eingehausten Bad, über die interessante Lichtführung unter den Dachflächenfenstern bis hin zur bereits erwähnten "fehlenden Wand", die komplett durch ein Fenster ersetzt wurde, finden sich hier viele spannende Gestaltungsideen:
Die besten Einfälle dabei sind von der Natur inspiriert: Auf dem nach hinten abfallenden Baugrund stand ein herrlicher alter Apfelbaum. Den zu fällen brachten die Eigentümer nicht über das Herz. Kurzerhand wurde der erste Entwurf des Hauses, der zwei parallel zueinander stehende Raumkörper vorsah, zugunsten des Apfelbaumes gekippt. So steht nun der Wohntrakt schräg weglaufend vom Garagenblock, der neben dem Platz für das Auto auch einen kleinen Arbeitsraum enthält.
Und weil der Blick in den Garten so inspirierend ist, plante Architekt Danke das rückwärtige Fenster groß. Sehr groß sogar, nämlich von Wand zu Wand und von der Decke bis zum Boden reichend. Im hinteren Teil des Hauses, das rund 3-4 m über dem Boden liegt, ersetzt Glas somit die komplette Rückwand und bietet einen grandiosen Ausblick auf den alten Apfelbaum, der gleichzeitig das Haus angenehm beschattet.
Apropo Obstbaum: Auf der Terrasse, die das Wohngebäude auf der Südseite flankiert, wächst ein Kirschbaum durch den hölzernen Boden. Seine leckere Früchte können im Spätsommer fast aus dem Bett heraus gepflückt werden, denn große Schiebefenster verbinden den Wohnraum auf fast der gesamten Länge mit der Terrasse. So fällt hier viel Tageslicht ein, wobei hölzerne Schiebeläden für den notwendigen Sichtschutz sorgen.
Tageslicht wird auch an anderer Stelle eingefangen: An zentraler Position wurde der "Wohnröhre" eine Art Dacherker aufgesetzt, der mit Dachflächenfenstern versehen ist. Im Inneren wird das hier eingefangene Licht über einen Lichtschacht sowohl in den vorderen, als auch in den rückwärtigen Bereich des Hauses geleitet.
Schräg unter den Dachfenstern liegt das elegante Bad. Es wurde wie eine "Schachtel in einer Schachtel" in das Gebäude eingesetzt. Dieser gestalterische Kniff sorgt für eine zweckmäßige Untergliederung des Gebäude-Tubus in verschiedene Bereiche: Straßenseitig der Schlafbereich, rückseitig der großzügige Wohnraum mit dem gemütlichen Kaminofen sowie der offenen Küche. Beides ist nicht durch Wände abgetrennt, sondern miteinander – und somit auch mit dem zentralen Lichtschacht – verbunden. Dafür wurde die Decke des Bades niedriger eingezogen, sie liegt auf nur 2,30 m Höhe, was das Bad auch noch gemütlicher macht. Das Licht der Dachflächenfenster flutet somit über dem Bad hinweg in alle Richtungen – sowie durch Öffnungen in der Zwischendecke auch ins Bad selbst.
Natürliche Baustoffe und spannende Ideen: Damit hat sich Architekt Danke ein geradezu faszinierendes Haus geschaffen. Das war eigentlich als Alterswohnsitz gedacht – doch wer mag hier noch mit dem Einzug warten?